Etwas Aufregenderes als Kino gibt es nicht in der Minensiedlung inmitten der chilenischen Wüste. Die Männer arbeiten im Salpeterabbau, die Frauen sollen vernünftig wirtschaften und haben die zahlreichen Kinder am Hals. Da bieten die Hollywoodfilme mit Marilyn Monroe, John Wayne oder Charlton Heston und die mexikanischen Melodramen mit viel Gefühl und Musik eine willkommene Abwechslung und den Abglanz einer anderen Welt. – so der Klappentext –
Die zehnjährige Maria Margarita besitzt eine sehr besondere Gabe. Sie kann Filme so imposant und äußerst anschaulich erzählen, dass die Leute zu ihren Auftritten im ärmlichen Elternhaus herbei strömen, um das Mädchen zu hören. Maria Margarita wird zu einer bekannten Filmerzählerin.
Doch die Zeiten ändern sich. Es ist die Zeit der Hippies, der ersten Mondlandung und es ist die Zeit eines revolutionären Apparates. Der Fernseher findet selbst in der ärmlichsten Hütte einen Platz. Somit ändert sich in Marias Leben so einiges. Sie ist vierzehn, ihre Aufgabe als Filmerzählerin ist so gut wie beendet. Doch wird sie in das Haus eines alleinstehenden Mannes eingeladen, einen Westernfilm zu erzählen. Danach ist nichts mehr wie es war.
Der chilenische Autor Hernán Rivera Letelier schreibt in einer kräftigen und humorigen Weise aus dem Leben der jungen Heldin Maria Margarita. Sie ist eine begnadete Filmerzählerin, die den Gang des O – beinigen John Wayne, das unecht wirkende Lachen von Humphrey Bogart oder den betörenden Augenaufschlag der Marilyn Monroe, filmreif und authentisch zu Besten gibt. Der Stil des Autors zeichnet sich vor allem in seinem herben Realismus und seinen messerscharfen Reflektionen aus. Die Worte sind verständlich zu lesen und ermöglichen ein flüssiges lesen. Hernán Rivera Letelier ist meine Neuentdeckung und > Die Filmerzählerin < hat mich angefixt mehr von diesem Autor lesen zu wollen. Leseempfehlung!
Insel Verlag / ISBN: 9783458174950 / 104 Seiten / Erschienen – Originalausgabe 2009 – in Deutsch – 2011
Hernán Rivera Letelier, 1950 in Talca/Südchile geboren, kam als Kind in die Atacamawüste im Norden. Als Heranwachsender besuchte er als einziger die Werksbibliothek der Minensiedlung und begann mit einundzwanzig, buchstäblich aus Hunger, mit dem Schreiben: Ein Radioprogramm lobte als ersten Preis für das beste Gedicht ein Abendessen in einem feinen Restaurant aus. Er schrieb ein vierseitiges Liebesgedicht und gewann prompt. Heute gehört er zu den meistgelesenen Autoren der spanischsprachigen Welt. ( Quelle Suhrkamp Verlag )
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