Was sind Erinnerungen genau? Es sind Erlebnisse, an die wir uns erinnern. Doch das menschliche Erinnerungsvermögen ist manchmal etwas ungenau und verschwommen. Oder gewisse Erinnerungen sind schlichtweg in das Vergessen geraten. Und andere Begebenheiten, brennen sich geradezu ein.
Der angehende Schriftsteller, Said Al-Wahid, bekommt einen Anruf seines Bruders. Die Mutter liegt im Sterben. Said, lebt seit Jahren in Deutschland, hat Frau und Kind und versucht sich immer mehr zu etablieren. Nun soll er zurück nach Bagdad, um seine Mutter noch ein letztes Mal zu sehen. Ein wahrlich gefährliches Unterfangen. Wenn er in Bagdad entdeckt wird, sozusagen auffliegt, besteht die die Aussicht, dass er wohl nie mehr nach Deutschland zu seiner Familie zurückkehren kann. Doch die Wurzeln sind stärker als die lauernde Gefahr. Mit Hilfe und auf Umwegen gelingt es ihm nach Bagdad zu gelangen.
Auf seiner Reise dorthin schwelgt er in Erinnerungen. Seine lange Flucht aus dem Irak, seine Zwischenstationen und sein Ankommen in Deutschland. Seine Kindheitserinnerungen keimen auf. Doch was ist wirklich alles geschehen? Stimmen die Fragmente der Erinnerung? Und was wurde verfälscht?
Abbas Khider greift in die Philosophen – Kiste und bringt so manches zum Vorschein. So gelingt ihm auf schlichte Art und Weise, die Selbstreflexion des Lesers/der Leserin. Es ist meine erste literarische Begegnung mit dem Autor. Die Thematik ist sehr unterhaltend, da die Grenzen zwischen Wahrheit und Fantasie fließend miteinander verwoben sind. Ein Roman der sehr zum Nachdenken anregt. Prädikat Lesenswert.
Das Cover ist in Orange gehalten und zeigt darauf eine schwebende Möwe.
- Der Erinnerungsfälscher
- Abbas Khider
- Roman
- Hanser Verlag
- ISBN: 9783446272743
- 125 Seiten
Schreibe einen Kommentar