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> Das große Heft < von Agota Kristof

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In den Wirren des Zweiten Weltkrieges bringt die Mutter ihre Zwillingsjungen, aufs Land, zu ihrer eigenen Mutter. Der Plan: Die Jungen sollen hier diese furchtbare Zeit lebend überstehen können. Die Großmutter der Jungen zeigt sich als eine gefühllose und unbarmherzige Frau. Im Dorf nennt man sie nur > Die Hexe <.

Die Zwillinge sind zwei kleine Jungen, die mit ihrer überaus intelligenten Hellsichtigkeit sich für ihr weiteres Leben wappnen wollen. Sie werden zu gefühlskalten Überlebensprofis. Mit Übungen zur Abhärtung des Geistes, des Körpers und auch der Übung in Grausamkeit verbringen sie ihre Tage in der Symbiose des daseins als Zwilling. Alle Übungen und Erfahrungen werden schriftlich in einem Heft festgehalten.

> Wir schreiben:> Wir essen viele Nüsse<, und nicht : > Wir lieben Nüsse<, denn das Wort > lieben< ist kein sicheres Wort, es fehlt ihm an Genauigkeit und Sachlichkeit. > Nüsse lieben < und > unsere Mutter lieben < kann nicht dasselbe bedeuten. Der erste Ausdruck bezeichnet einen angenehmen Geschmack im Mund und der andere ein Gefühl.<

Was Agota Kristof in ihrem Roman – Parabel beschreibt, ist nicht immer leicht zu ertragen. Denn sie schreibt vom Krieg, vom unsäglichen Leiden, von sexuellen Perversionen, von schlimmen Verbrechen und vom unausweichlichen Tod. Und doch ist dieser Roman durchzogen mit sanfter Liebe in ihrer reinsten Form. Die Autorin hat ihre Worte klar und verständlich gewählt, keines ist zu viel, so treffen sie wohl am besten. Die Geschichte um die Zwillinge verlangt dem LeserIn so einiges ab, denn er zeigt die Facetten der Gewalt und der Abnormität. Doch in der Tat fühlt man sich zu den Jungen hingezogen und möchte sie beschützen. Diese zwei? > Das große Heft < gehört für mich klar und deutlich zur Weltliteratur und verdient eine absolute Leseempfehlung.

Das große Heft ist der erste Teil einer Trilogie. Weiter sind erschienen: Der Beweis – und – Die dritte Lüge

Piper Verlag / ISBN: 3492207790 / 162 Seiten / Erschienen: 1990

Agota Kristof, geboren 1935 in Csikvánd in Ungarn, verließ ihre Heimat während der Revolution 1956 und gelangte über Umwege nach Neuchâtel in die französischsprachige Schweiz. Als Arbeiterin in einer Uhrenfabrik tätig, erlernte sie die ihr bis dahin fremde Sprache und schrieb auf Französisch ihre erfolgreichen Bücher, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Sie wurde mit zahllosen Preisen geehrt wie 2001 mit dem angesehenen Gottfried-Keller-Preis, dem Österreichischen Staatspreis für Literatur sowie dem Kossuth-Preis in ihrem Geburtsland Ungarn. Agota Kristof starb Ende Juli 2011 nach längerer Krankheit in Neuchâtel.

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