England der 50 -iger Jahre, im Milieu der upper class, Ruth Withing ist 37 Jahre und führt ein stupides Leben. Sie ist verheiratet mit Rex, der an den Wochenenden nach Hause kommt. Die beiden Jungen leben in einem Internat und kommen nur in den Ferien zu Besuch. Die 18 – jährige Tochter Angela die im Elternhaus lebt, war damals die Ursache, die Ruth und Rex zu einer Heirat trieb. Rex liebt seine Söhne, sein Verhältnis zu Angela ist kompliziert und bei Ruth demonstriert er seine finanzielle und kontrollierende Macht.
Wir sind zwei einsame Menschen, dachte sie, wir können uns zumindest im Dunkeln gegenseitig trösten. Das lang gezogene, rhythmische Geräusch von Rex` Schnarchen setzte ein. Sie drehte sich vorsichtig um, sodass ihre Ohren bedeckt waren, und sank wie eine unsichere Schwimmerin in den Schlaf.
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Ruth, nach außen hin spielt sie eine zufriedene Ehefrau und Mutter. Sie ist freundlich und hilfsbereit, doch unter dieser Oberfläche unglücklich und einsam. Sie bedient das Bild von Frauen in den 50 – iger Jahren perfekt.
Doch dann gerät ihr Leben in Aufruhr, in eine Schieflage. Angela ist ungewollt schwanger. Ruth sieht ihr Trauma in einer Wiederholung und setzt alles daran ihrer Tochter dieses Schicksal zu ersparen.
>Bevor der letzte Zug fährt < wurde 1958 veröffentlicht, 10 Jahre bevor in England die Abtreibung legalisiert wurde. Penelope Mortimer zeigt hier ein interessantes Zeitzeugnis der Vergangenheit auf. Ihr sprachlicher Stil glänzt in einer gehobenen Prosa, die sie mit Sarkasmus gewürzt hat. Diese Tristesse die Ruth durchlebte ist intensiv wahrnehmbar. Die Schilderungen des Milieus mit niveaulosen Gesprächen bei Sherry und Kuchen spiegeln die das Leben der Oberschicht faszinierend wider.
Was mich beeindruckt hat, ist diese Hilflosigkeit bei einer ungewollten Schwangerschaft in diesen Jahren. Die Verzweiflung hat die Autorin spürbar umgesetzt. Penelope Mortimer war mit ihrer feministischen Denkweise ihrer Zeit voraus und hat hier ein besonderes Werk geschaffen.
- Bevor der letzte Zug fährt
- Penelope Mortimer
- Roman
- Dörlemann
- ISBN: 9783038201205
- 300 Seiten
- Übersetzt von Kristine Kress
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