Paul Auster zieht in diesem 2015 veröffentlichten Buch, die Bilanz seines leidenschaftlich gelebten Lebens. In seiner Erinnerung steigen die Liebesgeschichten auf. Zuerst viele, flüchtige Lichter am Rand des Weges, bis schließlich jene eine erscheint, Siri Hustvedt, die drei Jahrzehnte lang sein Herz bewohnt. Er denkt an seine Kinder, an ihr Werden, ihr Loswachsen, an das stille Staunen darüber, wie sie zu eigenen Welten heranwuchsen.
Und dann ist da sein Körper: ein Gefährte, ein Gegner und ein Rätsel. Paul Auster spricht über das Ringen mit der Zerbrechlichkeit, über die Schatten des Todes, die ihm begegneten, über Krankheiten und die Lockrufe der Süchte. All die Wege, die vorgeben, dem Verfall oder dem stumpfen Alltag zu entkommen.
Zweifellos bist du ein beschädigter, ein verwundeter Mensch, ein Mann, der von Anfang an eine Wunde in sich herumgetragen hat ( warum sonst hättest du dein ganzes Erwachsenenleben damit verbringen sollen, Worte auf Papier zu bluten?), und der Gewinn, den du aus Alkohol und Tabak ziehst, dient dir als Krücke, dein verkrüppeltes Ich aufrecht zu halten und durch die Welt zu tragen. Selbstmedikation, wie deine Frau das nennt.
Paul Auster ruft die Schatten und Lichter seines Lebens herauf: die Erinnerungen an seine verstorbenen Eltern, die seltenen, kostbaren Freundschaften, die ihn getragen und geformt haben, sein allmähliches Werden als Schriftsteller, begleitet vom Rhythmus seiner vielen Umzüge und dem beharrlichen Klackern der geliebten Schreibmaschine. Schließlich erreicht er den Winter des Lebens. Ein leiser, klarer Abschnitt, in dem die Tage schärfer umrissen sind und die Wahrheit unverstellt hervortritt.
In diesen Reflexionen begegnen wir nicht nur dem gefeierten Autor, sondern dem Menschen Paul Auster: verletzlich, hellsichtig und sehr nah. Eine eindringliche, zutiefst berührende Lektüre. Ausgeprochene Leseempfehlung!
Auf dem Cover blickt uns ein junger Paul Auster entgegen. Eingefangen in einer markanten Schwarz-Weiß-Fotografie, die zugleich Distanz und Intimität ausstrahlt. Die Typografie in Schwarz und zartem Hellblau.
- Winterjournal
- Paul Auster
- Rowohlt Verlag
- ISBN: 978-3-499-25950-0
- 256 Seiten
- Übersetzung Werner Schmitz
- Erschienen 2015
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