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Wenn ich eine Wolke wäre ~ Volker Weidermann

Mascha Kaléko und die Reise ihres Lebens

Das Leben von Mascha Kaléko (1907–1975) ist eigentlich schon umfassend erforscht – mehrere Biografien widmen sich der bis heute beliebten und erfolgreichen Dichterin. Doch der Journalist Volker Weidermann wählt in seinem Buch Wenn ich eine Wolke wäre einen anderen Zugang: Statt das ganze Leben zu erzählen, richtet er den Blick auf ein einziges, besonders entscheidendes Jahr in Kalékos bewegter Existenz.

„…Einst hatte man noch manikürte Hände/Und ihren Ruf. – Doch das ist lange her./Seit Neujahr grüßt selbst der Portier nicht mehr./- Das ist das Ende …”

Nach fast zwanzigjährigem Exil kehrt Mascha Kaléko nach Deutschland zurück. Nach ein paar Zwischenstationen kommt sie in ihrem geliebten Berlin an. Ihre Stadt, aus der die Nazis sie einst vertrieben hatten. Mascha Kaléko ist besorgt, ob ihr Plan aufgeht, hier in diesem Land, in dem sie vor ihrer Vertreibung gewissermaßen ein Star war, wieder an ihre Erfolge anzuknüpfen. Und nach vielen Besuchen bei diversen Verlegern, herzlichen Einladungen und unangenehmen Begegnungen erscheint das Lyrische Stenogrammheft nach dreiundzwanzig Jahren und steht nach zwei Wochen auf den Bestsellerlisten des Landes.

Fast täglich seit ihrer Ankunft in Deutschland schreibt sie ihrem Mann Chemjo, der mit ihrem Sohn Steven in Amerika geblieben ist. Sie hofft, ihn mit ihren Briefen zu animieren, nach Deutschland zurückzukehren. Doch Chemjo bleibt skeptisch. Und Mascha Kaléko bleibt weiter rastlos auf der Suche nach Erfolg und Anerkennung. Hier in Deutschland ist sie eine große Dichterin, doch in ihrem Exil in New York vorwiegend Hausfrau und Mutter.

Doch leider muss Mascha Kaléko entdecken, dass der bedrohliche Geist der Vergangenheit immer noch in Deutschland brodelt. 1960 soll ihr der Fontane-Preis verliehen werden. Endlich ein Preis für Mascha Kaléko. Doch ihre immense Freude wird regelrecht niedergeschmettert, als sie erfährt, dass ein ehemaliger Standartenführer der SS ein Mitglied der Jury ist. Sie lehnt den Preis ab und zieht mit ihrem Mann nach Jerusalem. Doch den beiden gelingt es nicht, dort Fuß zu fassen.

„Wenn ich eine Wolke wäre,
segelt’ ich nach irgendwo.
Durch die weiten Himmelsmeere
von Berlin bis Mexiko.”

Volker Weidermann schildert diese besondere Lebensphase von Mascha Kaléko mit Zuneigung und Anerkennung. Es handelt sich um die Erzählung einer großartigen Dichterin, der es leider nicht vergönnt war, ihren eigenen bedeutenden Erfolg zu erleben. Doch vielleicht sitzt Mascha Kaléko auf einer großen, flauschigen Wolke und genießt, was sich für sie posthum entwickelt hat. Denn wie sie einst sagte: „Ich muss mich auf Wunder verlassen.” Unbedingte Leseempfehlung!

Auf dem Cover ist ein Foto von Mascha Kaléko abgebildet. Sie steht auf einer Wiese, mit den Händen in die Hüften gestemmt, und blickt in die Kamera. Die Schriftfarben sind Blau, Weiß und Rot.

  • Wenn ich eine Wolke wäre
  • Mascha Kaléko und die Reise ihres Lebens
  • Volker Weidermann
  • Kiepenheuer & Witsch
  • ISBN: 9783462008630
  • 235 Seiten
  • Erschienen 2025

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