Zu Beginn des Romanes sitzen die Ich-Erzählerin und ihr Ex-Mann Jerome gemeinsam auf einer Bank an einem Teich. Sie haben einen schönen Tag zusammen verbracht und genießen die Zweisamkeit. Vor vielen Jahren hatten sie sich getrennt, doch nie wirklich für immer. Es bestand immer ein Band zwischen ihnen und nicht nur ihrer gemeinsamen Tochter wegen. Jerome, ein ehemaliger Anwalt mit jüdischer Wurzel lebt in Amerika, die Ich-Erzählerin in Europa. Beide haben ihre Lebenserfahrungen gemacht und Jerome, der ewig Untreue, offeriert seiner Geliebten, den Wunsch doch beim nächsten Besuch bei ihm für länger zu bleiben. Vielleicht auch für immer?
Kaum wieder in Europa, wird die Erzählerin vom plötzliches Tod Jeromes überrascht. Wie in Trance kommt sie im ehemaligen Haus Jeromes an, wo auch schon ihre Tochter Ilana auf sie wartet. Die beiden Frauen tauchen ab in die Zeit des Schockzustandes, des funktionieren Müssens und in die Gepflogenheiten des jüdischen Trauerjahres.
Freunde und Bekannte Jeromes warten mit Beileidsbesuchen bei Ilana und deren Mutter auf und erzählen von gemeinsamen Erlebnissen mit dem Verstorbenen oder geben nicht erwünschte, gute Ratschläge. Jeromes Bruder nebst Gattin, nehmen sich das Recht heraus, großzügig und unbeauftragt Dinge aus dem Haus zu entsorgen und sich um das Rechtliche zu kümmern. Den Belangen und Gefühlen von Ilanas Mutter werden keinerlei Beachtung geschenkt. Und so verfällt sie in eine ständige Reflexion zu ihrer Beziehung mit Jerome. Hat er sie wirklich geliebt? Er der nicht treu sein konnte und sie gerne vor Freunden bloßstellte. Er der wie eine Lichtgestalt so gerne im Mittelpunkt stand.
>Wir reden von seiner Lebensfreude, seiner Freude an gutem Essen, an der Musik, seiner Leidenschaft für das Theater, seinem fast naiven Interesse an allen Menschen und seinem Glück, wenn er sie unterhalten und begeistern konnte, wenn sie lachten und applaudierten. Dazu gehörte wohl auch sein Ergötzen an der Vielfalt weiblicher Schönheit. < – Seite 115
Die Autorin beschreibt hier subtil eine Totenklage, eine ergreifende Inventur des Lebens. Dies gelingt ihr so berührend, dass der Roman zu einem sehr tiefsinnigen Erlebnis wird. Man könnte wohl behaupten > Wenn du wiederkommst < öffnet die Tore zur eigenen Selbstreflexion. Große Leseemfehlung!
Das Cover zeigt die Rückenansicht einer Frau am Ufer eines Gewässers.
- Wenn du wiederkommst
- Anna Mitgutsch
- Roman
- btb Verlag ISBN:9783442742028
- 271 Seiten
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