Kent Harufs letzter Roman > Unsere Seelen bei Nacht < führt mich wieder in die fiktive Kleinstadt Holt, im Bundesstaat Colorado gelegen. Wieder betrachtet der Autor eine besondere Begebenheit mit all ihren Facetten, Hintergründen und Nebengeschichten. Im Mittelpunkt stehen Addi und Louis. Sie sind beide verwitwet, die Kinder sind aus dem Haus, beide sind in die Jahre gekommen, beide sind allein. Eines Abends klingelt es an der Türe von Louis, Addie steht davor, sie hat ein besonderes Anliegen. Sie bittet Louis Nachts bei ihr im Bett zu liegen , sie fühlt sich gerade in der Nacht sehr allein. Louis will sich dieses Angebot erst einmal, verständlicherweise, überlegen.
Louis verbringt von nun an die Nächte mit seiner Nachbarin Addi. Die beiden verstehen sich bestens und vertrauen sich gegenseitig ihre Lebenserfahrungen an. Doch bleiben die nächtlichen Besuche kein Geheimnis im beschaulichen Holt. Die Nachbarn beginnen zu tuscheln und die Kinder von Addi und Louis stehen dieser Verbindung skeptisch bis ablehnend gegenüber. Soweit so gut. Kent Haruf hat hier einen ganz zauberhaften Roman kreiert. Ich bewundere immer wieder, wie er in seinen Büchern, die unterschiedlichsten Stimmungen, unaufgeregt und dennoch beeindruckend beschreibt. Ohne große Ausschweifungen. Sein Stil drückt die gemächliche Ruhe aus. In Holt scheint die Welt etwas geflauscht, ohne in Kitsch zu verfallen. Und dennoch werden auch hier Probleme und Hindernisse gelöst. Auch hier passiert das Leben. Absolute Leseempfehlung!
Sabine Krass
- Unsere Seelen bei Nacht
- Kent Haruf
- Roman
- Diogenes Verlag
- 196 Seiten
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