Tasmanien, ist ein Roman, der in so vielen Facetten schillert. Paolo Giordano nimmt uns mit in die Gegenwart, blickt zurück in die Vergangenheit und eröffnet somit einen kleinen Hauch von Zukunft.
Paolo ist um die vierzig Jahre, italienischer Journalist und Romancier. Sein großer Kinderwunsch geht nicht in Erfüllung und als ihm seine Frau mitteilt, dass sie an der Prozedur der künstlichen Befruchtung nicht mehr mitmachen will, gerät ihre Ehe in eine Schieflage. Paolo gleitet in eine Krise und beschließt kurzer Hand an der Pariser Klimakonferenz teilzunehmen.
Dort tauscht er sich mit dem Wolkenforscher Novelli aus. Nach der Ansicht von Novelli, ist Tasmanien der sicherste Ort der Welt, Ort der Rettung. Doch auch nach dem Ende der Konferenz zieht es Paolo nicht nach Hause, er bereist weitere Städte, sammelt Informationen zum Klima und zu internationalen Attentaten.
Den Wissenschaftlern des Bulletins zufolge war die Lage 2017 nicht sonderlich gut. Im Bericht für dieses Jahr liest man: Das Komitee >hat beschlossen, den Minutenzeiger auf der Weltuntergangsuhr um dreißig Sekunden näher an die Katastrophe heranzurücken. Jetzt ist es noch zweieinhalb Minuten bis Mitternacht.<
Seite 69
...die Illusion, dass der Mensch noch immer Teil des Ökosystems ist, gleich wie die anderen Arten, dass die Natur dort noch in ihrem ursprünglichen Zustand war. Das war ganz und gar nicht der Fall. Die Naturparks wurden sorgfältig überwacht, auf unsichtbare Weise vom Menschen für den Menschen verwaltet: In Abständen wurden Brände gelegt, um die Vegetation niedrig zu halten und für die zahlenden Touristen den Anblick der Tiere zu garantieren, die Löwenpopulation wurde unter Kontrolle gehalten durch Einfuhr neuer Männchen ( die mit den Welpen anderer kurzen Prozess machten), und in einigen Parks wurde den Elefanten eine Form von Empfängnisverhütung verpasst.
Seite 307
Paolos Welt scheint momentan nur aus Kalamitäten zu bestehen. Er taucht in die Krisen der Welt ab um seine eigene nicht zu spüren. Und während er Informationen sammelt, wissenschaftliche Gespräche führt, durch einen Skandal in eine Gewissenfrage gedrängt wird, nähert er sich schüchtern seinem Selbst.
>Tasmanien< brilliert durch seine Opulenz an primären kritischen Notlagen. Der Stoff ist dicht gewebt und die sprachliche Eleganz bereitet Freude. Der Roman erschien im Original 2022, auf Deutsch am 19. August 2023, für mich ein Buch der Stunde, ein Lesehighlight.
Das Cover zeigt ein Gemälde, zu sehen einen Menschen, der auf einem Felsen steht und über die wolkenverhangene Landschaft blickt.
- Tasmanien
- Paolo Giordano
- Roman
- Suhrkamp
- ISBN: 9783518431320
- 329 Seiten
- Übersetzt von Barbara Kleiner
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