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Sehr blaue Augen ~ Toni Morrison

Wenn auch niemand darüber spricht. Es gab im Herbst 1941 keine Ringelblumen. Wir glaubten damals, die Ringelblumen gingen nicht auf, weil Pecola von ihrem Vater ein Baby bekam. So lauten die ersten Zeilen, des ersten Romans der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. Ringelblumen stehen für Treue, Lebensfreude, Unvergänglichkeit, Offenheit. In ihnen wohnt der Geist des Schutzes.

Im Herbst 1940 kommt die elf-jährige Pecola vorrübergehend zu der Familie Mac Teer. Pecolas trunksüchtiger Vater ist verantwortlich, dass seine Familie obdachlos geworden ist und sitzt nun im Gefängnis. Die übrigen Familienmitglieder wurden in andere Familien aufgeteilt. Pecolas Mutter Pauline ist Hausmädchen bei einer weißen Familie, um die kleine blauäugige Tochter des Hauses kümmert sie sich liebevoll.

Die junge Claudia MacTeer erzählt die Begebenheiten zu dieser Zeit. Sie und ihre Schwester Frieda nehmen sich Pecola an. Sie sind auch zugegen als Pecola ihre erste > Ministration < bekommt. Frieda klärt Pecola auf, dass sie ab nun ein Baby bekommen kann, wenn sie jemanden liebe. Für die junge Pecola unvorstellbar, denn wie bringt man jemand dazu einen zu lieben.

Es kommen weitere Lebensgeschichten zu Tage wie die von Pecolas Vater Cholly. Dieser wurde im Alter von vier Tagen von seiner Mutter ausgesetzt doch seine Großtante fand ihn und zog ihn auf. Percolas Mutter Pauline, wollte immer eine Schönheit sein, doch dann verlor sie als junge Frau einen ihrer Schneidezähne.

>Da saß ich, im fünften Monat schwanger, und wollte wie Jean Harlow aussehen, und ein Vorderzahn war raus. Von da an war alles aus. < – Seite 135

Toni Morrison gelingt ein beachtliches Erstlingswerk, dass jedoch bei der Veröffentlichung 1970 nicht gewürdigt wurde. Dabei hatte sie wichtige Punkte platziert wie: Das Wertesystem der Weißen, das Lebensgefühl der Zweitklassigkeit, menschliche Sehnsüchte. Sie wechselt Perspektiven, um menschliche Lebensläufe zu reflektieren. Dies alles findet sich in einer gehobenen und eleganten Sprache gehalten, die den Lesefluss durchaus begünstigen. Positiv hervorheben möchte ich noch das Vorwort der Autorin, das sich als sehr hilfreich erweist und das Nachwort von 1993, indem sie einige Aspekte evaluiert. Große Leseempfehlung!

>Mit sehr wenigen Ausnahmen erging es der ersten Buchausgabe von The Bluest Eye so wie Pecolas Leben: Sie wurde beiseitegewischt, trivialisiert, falsch gelesen. Und es hat fünfundzwanzig Jahre gedauert, bis dem Roman die respektvolle Publikation zuteilwurde, welche die Ausgabe darstellt. < – letzter Absatz des Nachwortes von 1993.

Das Cover zeigt Linien, gerade und gebogen, auf blauem Grund.

  • Sehr blaue Augen
  • Toni Morrison
  • Roman
  • Rowohlt Verlag
  • ISBN: 978349922854
  • 235 Seiten
  • Die amerikanische Originalausgabe erschien 1970
  • Übersetzt von Susanna Rademacher
  • Vorgestellte Ausgabe von 2013

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