Beginnen möchte ich mit einem mir wichtigen Zitat von Virginia Woolf:
Einen Roman zu lesen, ist eine schwierige und komplexe Kunst. Sie müssen nicht nur zu einer großen Sensibilität der Wahrnehmung in der Lage sein, sondern auch zu einer großen Kühnheit der Phantasie, um aus allem einen Nutzen zu ziehen. < – Seite 30
Wie man einen Roman lesen sollte
Ich liebe Erinnerungen und schätze es wenn mir ältere Menschen mir die ihren erzählen. So war ich mir sicher, dieser Roman ist ein Buch für mich.
Juni Anfang der 1960er Jahre: sexuelle Tabus, veraltete Frauenbilder, patriarchale Strukturen. Für die Erniedrigung, die sie jeden Tag erlebt, will sich die 17-jährige Dora rächen. Ihr Opfer ist der Musiklehrer, ihre Waffe ist ihre Weiblichkeit. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln möchte sie ihn verführen. Der Verführer von Doras Mutter war Adolf Hitler. Als Geflüchtete aus Schlesien hängt sie ihrer Heimat und dem NS-Regime nach. Die Erzählungen der Mutter und die Folgen des Zweiten Weltkriegs prägen Doras Leben. Sechzig Jahre später schaut die Ich-Erzählerin auf ihre Jugend im Oberharz zurück, ordnet kritisch ein und verknüpft ihre Erinnerungen mit der Gegenwart. – so der Klappentext.
Der mich auch durchaus ansprach. Dora, im prüden Nachkriegsdeutschland begehrt auf, doch nur außerhalb ihrer Familie. Denn da herrscht noch Zucht und Ordnung. Der Begriff Missbrauch existiert noch nicht sondern wird > Unzucht < genannt. Die Frauen in dieser Zeit hatten kaum Rechte. Sie durften zum Beispiel kein eigenes Bankkonto haben.
Dora wird 1971 Lehrerin, ist da schon zum zweiten Mal geschieden. Ein Glück, denn sie hätte zu dieser Zeit noch ihren Ehemann um die Arbeitserlaubnis bitten müssen. Dieses Gesetz wurde erst 1977 geändert. Bis 1956 galt in Baden-Württemberg noch das Lehrerinnen-Zölibat.
Diese Rückblicke in eine vergangene Zeit waren durchaus interessant und zeigen, was sich in diesen Jahren bis in die Gegenwart getan hat. Was Frauen verwehrt war was für uns heutzutage als selbstverständlich gilt. Doch blieb mir Dora bei ihrer Retrospektive fremd und unnahbar. Ein in gewisser Weise interessantes Zeitzeugnis, dass mich nicht abholen konnte.
Das Cover zeigt eine schwarz-weiß Aufnahme von einer jungen Frau, in Kleid und einer Hochsteckfrisur, an einem Glas Bowle nippt.
- Schneeflocken wie Feuer
- Elfi Conrad
- Roman
- mikrotext
- ISBN:9783948631338
- 298 Seiten
- Erschienen 2023
Schreibe einen Kommentar