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Mutters Stimmbruch ~ Katharina Mevissen

>Mutter kann neun Sprachen, aber redet mit niemandem mehr. Manchmal spricht sie mit der Zentralheizung, den Bäumen und dem Brot, beschimpft ihre Zähne oder das Radio. Ansonsten schweigt Mutter. Sie hat zu wenig Stimme.<

So beginnt die Geschichte über eine Mutter, die alleine in einem Haus wohnt. Das Dach ist nicht gedämmt und der Garten längst nicht winterfest. Sie versucht die Missstände in Angriff zu nehmen, jedoch verliert sie alsbald die Geduld und auch die Kraft. Denn Mutter ist in die Jahre gekommen, im Herbst ihres Lebens angelangt.

Mutter friert oft, ihr Hals schmerzt und ihr Körper hat sich verändert. Auch lebt sie nun kinderlos.

>Mutters Kinder sind älter geworden: manche Männer, manche Mütter. Dreimal im Jahr klingeln sie bei Mutter, nicht an der Tür, sondern am Telefon. Sie sind alle weit weg. Mutter verwechselt sie manchmal, so ähnlich klingen sie. Sie sagen dann: Alles Gute zum Muttertag! Oder: Frohe Weihnachten! Oder: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Und Mutter sagt dann: Danke. – Seite 45

Auf 122 Seiten vermag es Katharina Mevissen Einblicke einer Mutter über ihr älter werden, tiefgründig und berührend zu beschreiben. Der Stil ist schnörkellos und wirkt durch diverse Metaphern geradezu anregend atmosphärisch. Eine liebevolle Ode an die Mutter, deren Leben, ihr Körper, ihre Daseinsform in eine Veränderung eintritt. Doch keine Sorge, es ist eine Geschichte der Zuversicht und der bleibenden Sehnsucht. Schön…

  • Mutters Stimmbruch
  • Katharina Mevissen
  • Klaus Wagenbach Verlag
  • ISBN: 9783803133557
  • Illustriert von Katharina Greeven
  • Erschienen 2023

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