Der Ich-Erzähler ist mittefünfzig und lebt einsam in seinem geerbten Haus. Er war schon immer ein introvertierter Typ, doch mit den Jahren intensivierte er diese Lebenshaltung. Im Keller des Hauses hat er ein Archiv seines letzten Jobs als Journalist angelegt und verbringt gerne Zeit im Durchstöbern und Aktualisieren der Akten. Eine Akte hat es ihm besonders angetan, die von der Sängerin Fabienne, ehemals Franziska. Sie war seine unerhörte Jugendliebe, selbst heute noch sind seine Gedanken oftmals ihr gewidmet.
Aus einem plötzlichen Impuls heraus, oder aus seiner Isolation auszubrechen, versucht er per E – mail Kontakt mit seiner Jugendliebe aufzunehmen, nach gut 40Jahren. Geduldig wartet er auf eine Antwort und vertreibt sich die Zeit mit Spaziergängen. Seine Geduld wird belohnt und die beiden nähern sich an und versinken in ihren gemeinsamen Erinnerungen, nicht ohne verschwiegenes behutsam preiszugeben.
Peter Stamm hat seinen Protagonisten abtauchen lassen, isoliert, archiviert. Sein Leben in Randnotizen gefasst.
>Wenn sie irgendwann auf meine Todesanzeige stoßen, werden sie mit einem letzten Gedanken an mich meinen Namen aus ihrer Adresskartei streichen, und es wird sein, als hätte ich nie gelebt. Ich bin immer nur der Dabei seiende gewesen. Ich bin da gewesen, der ich immer da gewesen bin. Ich bin, der ich bin. Eine Leerstelle. – Seite 162
Eine Aussage die betroffen macht und zum Nachdenken anregt. Reflexionen über sein eigenes bis dato gelebtes Leben, aber auch über die Menschen die gewollt und ungewollt ihre Lebenszeit in der Einsamkeit verbringen.
>Das Archiv der Gefühle< bereichert in seiner ruhigen Tiefsinnigkeit und bietet einen wohligen Raum der innerlichen Versunkenheit. Große Leseempfehlung!
Das Cover zeigt eine dunkel gekleidete Frau auf einem senfgelben Hintergrund.
- Das Archiv der Gefühle
- Peter Stamm
- Roman
- Fischer Verlag
- ISBN:9783103974027
- 188 Seiten
- Erschienen: 2021
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