Die Brüder de Goncourt, Edmond der ältere und Jules. Obwohl sie einen Altersunterschied von acht Jahren besaßen, lebten die beiden Zwillingsbrüdergleich zusammen. Sie teilten sich die Freunde und die Geliebte. Und damit nicht genug, beiden führten ab 1851 ein Tagebuch, indem sie ihre Begegnungen und Empfindungen ungeschönt festhielten.
Hier zu Charles Baudelaire:
Baudelaire soupiert nebenan, ohne Krawatte, ohne Kragen, mit rasiertem Schädel, ganz wie ein zu Tode verurteilter. Seine einzige Zier: die reinlichen, gepflegten, gebleichten Hände.
seite 9
Über Gustave Flaubert sind einige interessante Einträge zu finden, wie hier zum Beispiel:
Flaubert erzählte uns, wie er gelitten habe, während er die Vergiftung von Madame Bovary beschrieb: es war als läge ihm eine Kupferplatte im Magen, ein quälendes Gefühl, so daß er sich zweimal übergeben mußte; …Und all dies, um irgendwelche Bürger zu unterhalten!
seite 63
Zu Victor Hugo:
Hugo zeigt sich bei diesem Besuch als liebenswürdiger, einfacher, guter Kerl, der nicht im Mindesten Sibyllinisch ist noch ein Verfüger von Worten.
Seite 115
Viele andere illustre Größen des gesellschaftlichen Lebens in Frankreich wurden in diesen ungeschminkten Wahrheiten erwähnt. Manche Zeitgenossen* mieden die Brüder, denn sie wollten nicht in den Tagebüchern aufgeführt werden.
Die Brüder de Goncourt gehörten zu der Pariser Boheme und nahmen wahrlich kein Blatt vor den Mund. Zu Sarah Bernhardt – die Wohnungseinrichtung in plump orientalischen Geschmack. Zu George Sand – ganz entschieden eine geniale Null. Fürst Metternich – dieser missratene Affe. Um nur noch ein paar zu nennen. Doch die Liste ist lang und offenbart ein mitreißendes Potpourri der damaligen Pariser Szene. Das Paris am Ende des 19. Jahrhunderts: Hauptstadt der Kunst, der Boheme, des Lasters und der Dekadenz. Ein skandalträchtiges Lesevergnügen!
Das Cover zeigt das Gemälde ” Une soirre ” von Jean Beraud und zeigt eine feine Gesellschaft.
- Blitzlichter
- Aus den Tagebüchern der Brüder Goncourt
- Herausgegeben, übersetzt und benachwortet von Anita Albus
- Galiani Berlin
- ISBN:9783869712819
- 350 Seiten
- Erschienen 2023
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