
Wer vorhat, den Pfad der Komfortzone bei seiner Buchauswahl zu verlassen, ist hier in Jakub Maleckis Roman „Beben in uns” absolut richtig. Wir tauchen ab in eine polnische Provinz zwischen Plauen und Kolo. Der zeitliche Rahmen bewegt sich von 1938 bis 2004. Es ist kurz nach Kriegsende, die Rote Armee ist im Vormarsch, als Jan Labendowicz einer Deutschen seine Hilfe verwehrt. Sie verflucht ihn. Jans Frau bringt einen Jungen mit Albinismus zur Welt, Wiktor.
Eine Roma verflucht Bronek Gelda. Er erinnert sich daran, als seine Tochter Emilia bei einer Explosion einer deutschen Handgranate schwerste Verbrennungen erleidet. In Perspektivwechseln begleiten wir diese Familien und ihre Schicksalswege. Wiktor und Emilia, zwei Ausgestoßene der Gesellschaft, finden einander und heiraten. Sie werden Eltern von Sebastian. Und Sebastian wird es sein, der Sohn der verfluchten Kinder, der in ein unglaubliches Familiengeheimnis Licht bringt.
Jakub Malecki zeichnet hier das Porträt zweier Familien und ihrer Nachkommen zwischen Stalinismus und Kapitalismus. Poetisch, märchenhaft und subtile Extravaganz füllen die Seiten. Und unter all diesen atemlosen Schicksalsschlägen lässt es sich der Autor nicht nehmen, eine Prise Humor einfließen zu lassen. Ein Roman mit unglaublichem Esprit. Große Leseempfehlung!
- Beben in uns
- Jakub Malecki
- Roman
- Secession Verlag
- ISBN: 978-3-96639-074-3
- 359 Seiten
- Übersetzt von Joanna Manc
- Erschienen im August 2023
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