
Die Autorinnen der Gruppe 47
Mit diesem großartigen Buch starte ich in mein „Autorinnen-der-Gruppe-47-Jahr“. Diese Idee entstammt einem Impuls heraus, als ich letztes Jahr das Buch von Ilse Aichinger „Die größere Hoffnung” las.
Und ich vermag nur einen Hauch von Einblick zu vermitteln, obwohl es mich zu weit mehr zieht. Doch dafür wurde dieses wichtige Werk geschrieben.
Die Gruppe 47 war eine bedeutende literarische Bewegung in Deutschland, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und bis in die 1970er Jahre hinein aktiv war. Sie hatte einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur und brachte zahlreiche bekannte Autorinnen und Autoren hervor. Während die Gruppe häufig mit männlichen Schriftstellern wie Heinrich Böll und Günter Grass in Verbindung gebracht wird, spielten auch viele talentierte Frauen eine zentrale Rolle innerhalb der Gruppe.
lse Aichinger (1921–2016) gehört zu den bekanntesten Autorinnen der Gruppe 47. Ihre Werke zeichnen sich durch ihre poetische und oft düstere Atmosphäre aus. Mit ihrem Roman „Die größere Hoffnung“ und zahlreichen Kurzgeschichten hinterließ sie einen bleibenden Eindruck in der deutschsprachigen Literatur und setzte sich intensiv mit der Erfahrung des Holocaust auseinander.
Ingeborg Bachmann (1926–1973) war eine weitere prominente Stimme der Gruppe 47. Ihre lyrischen Werke und Romane, darunter „Malina“ und „Der gute Gott von Manhattan“, thematisieren die existentielle Angst und die Suche nach Identität. Bachmanns tiefe philosophische und psychologische Einsichten in ihren Texten machten sie zu einer herausragenden Figur in der deutschen Literatur.
Am zweiten Tag wollte ich abreisen, am dritten Tag las ich ein paar Gedichte vor, vor Aufregeung am Ersticken, ein freundlicher Schriftsteller las sie nochmals laut und deutlich vor, einige Herren sagte (etwas) dazu, und nachher kam ein Herr, der sagte, ich solle am nächsten Tag in Hamburg dasselbe nochmals im Rundfunk lesen….
1953 erhält Ingeborg Bachmann den jährlichen Preis der Gruppe 47. Sie ist es auch, die Paul Celan mit in den literarischen Kreis mitbringt. Paul Celan trägt seine „Todesfuge” vor. Danach kommt es zu einem Eklat mit dem Gründungsmitglied und für mich absolut despotisch und sexistisch auftretenden Hans Werner Richter. Aber um ihn soll es hier nicht gehen, sondern um die vielen talentierten Autorinnen, die die deutschsprachige Literatur nachhaltig prägten.
Hier wird von einer Epoche berichtet, in der das Grundgesetz zwar die Gleichberechtigung von Männern und Frauen festlegte, die Realität jedoch ganz anders aussah. Der Gehorsamsparagraf, der Ehefrauen vorschrieb, ihren Männern zu gehorchen, galt bis 1957 weiterhin.
Gerne möchte ich all die anderen Literatinnen hier namentlich erwähnen: Ilse Schneider-Lengyel (1903–1972): Fotografin, Kunsthistorikerin, Ethnologin, surrealistische Lyrikerin, Essayistin und Literaturkritikerin. In ihrem Haus fand das erste Gründungstreffen statt. Ruth Rehmann (1922–2016), Schriftstellerin – sie studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Musikwissenschaft. Ingrid Bacher (1930–1962) – Schriftstellerin. Ingeborg Drewitz (1923–1986) war Schriftstellerin und promovierte 1945 in Germanistik. Barbara König (1925–2011) – deutsche Schriftstellerin sowie Hörspiel- und Drehbuchautorin. Gabriele Wohmann (1932–2015), Schriftstellerin. Die folgenden drei Frauen kommen nach einem Besuch nicht wieder – Gisela Elsner (1937–1992), Schriftstellerin. Christine Koschel – (1936–2024) Schriftstellerin und Übersetzerin. Christa Reinig (1926–2008), Schriftstellerin. Griseldis L. Fleming – Schriftstellerin. Helga M. Novak (1935–2013), Schriftstellerin. Elisabeth Borchers (1926–2013), Schriftstellerin und Übersetzerin. Elisabeth Plessen – (1944) Übersetzerin und Schriftstellerin. Barbara Frischmuth (1941) – österreichische Schriftstellerin und Übersetzerin. Renate Rasp (1935–2015), Schriftstellerin.
Ihre Werke, beeinflusst von persönlichen und historischen Erfahrungen, bieten einen tiefen Einblick in die komplexe Realität des 20. Jahrhunderts und bleiben ein wichtiger Bestandteil des literarischen Erbes. Diese Frauen demonstrierten, dass Literatur nicht nur ein Spiegel der Gesellschaft ist, sondern auch ein Instrument zur Reflexion und Veränderung.
Nicole Seifert berichtet hier aus der Sicht der Frauen. Was sie empfanden, wenn die Männer der Runde, ihre Werke kritisierten und sie meist auf ihre äußere Erscheinung reduziert wurden. Ich möchte sogar behaupten, Nicole Seifert gibt all diesen Frauen etwas von ihrer Würde zurück, die ihnen durch das Patriarchat der Gruppe 47 verwehrt blieb. Der Anfang ist gemacht. Lesen wir diese Bücher und schreiben, reden und diskutieren darüber!
- „Einige Herren sagten etwas dazu”
- Nicole Seifert
- Die Autorinnen der Gruppe 47
- Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 9783462003536
- 341 Seiten
- Erschienen 2024
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