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Ein Jahr in der Natur ~ Josephine Johnson

Aus den Weiten ihrer siebenunddreißig Hektar großen Farm in Ohio, die Josephine Johnson und ihr Mann wieder in ein Stück ursprüngliche Wildnis verwandelt haben, erhebt sich Monat für Monat ein stilles, eindringliches Naturpanorama. Mit dem wachen Blick einer Naturforscherin und der feinen, tastenden Sprache einer Dichterin fängt Johnson die unaufhörliche Wandlung der Landschaft ein: das Aufleuchten ihrer Pracht, den stetigen Wechsel von Werden und Vergehen, das pulsierende Leben, groß und klein, das neben dem Menschen in seinem eigenen Rhythmus weiteratmet.

Im November:

Die Wildkirsche, die sich übers Haus beugt, hat mit den Jahren einiges einstecken müssen. Sie ist voll toter Äste, im Klammergriff der haarigen Arme des Wilden Weins. Ihre schwarze Krokodilsrinde, wie rissiger Lehm, hier- und dorthingeklatscht, ist von Heuschrecken durchlöchert.

Zwischen den stillen, präzisen Naturbeobachtungen steht plötzlich dieser eine, karge Satz: „Der Krieg dauert an.“ Ein Satz, der 1969 ohne weitere Erklärung ins Mark traf. Damals lag der Vietnamkrieg wie ein schwerer Schatten über dem Land, und die Proteste dagegen erschütterten nicht nur Amerika, sondern weit über seine Grenzen hinaus. Auch Johnsons Buch trägt diese Erschütterung in sich. Zwischen Vogelrufen und Blattwerk, zwischen Ackererde und Jahreszeitenrhythmen bricht die Realität eines fernen, doch allgegenwärtigen Krieges hervor. Und wer wissen will, wo Josephine Johnson in diesem inneramerikanischen Konflikt stand, braucht nicht zwischen den Zeilen zu suchen, das Buch selbst spricht eine klare, unverwechselbare Sprache.

Im Dezember:

Rauhreif liegt silbern über allen Bäumen, Zweigen und Gräsern. Silberviolette Schatten. Silberblaue Hügel. Ein großer Specht kommt, der behelmte. Drückt sich flach an die Borke. Er ist das Schwärzeste im Wald.

So entsteht ein poetisches Tagebuch der Elemente, eine lebendige Meditation über das Wunder und die Verletzlichkeit der Natur. Josephine Johnson zeigt ihre Macht und ihre Zartheit, ihre verletzlichen Stellen und ihr stilles Versprechen von Erneuerung. In diesem 1969 erstmals erschienenen Werk hat sie eine zeitlose, leuchtende Chronik der Jahreszeiten geschaffen, die bis heute nachhallt. Atmosphärisch dicht, literarisch funkelnd, tief verwoben mit dem Atem der Erde und geschmückt mit zauberhaften Illustrationen. Ausgesprochene Leseempfehlung!

Das Cover ziert eine Illustration mit einer farbenfrohen Szenerie aus Flora und Fauna, ein lebendig schillerndes Geflecht aus Formen und Farben. Auf dem sanftgrünen Grund stehen die Schriftzüge in Weiß, Grau und einem feinen Rosaton.

  • Ein Jahr in der Natur
  • Josephine Johnson
  • Aufbau Verlage
  • Die Andere Bibliothek
  • ISBN: 978-3-8477-0494-2
  • 276 Seiten
  • Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
  • Mit Illustrationen von Andrea Wan

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